In memoriam AFK!
In memoriam AFK! – In der ORGEL.LITURGIE an der Rudigierorgel am 15. Oktober 2023 erinnerte Dommusikassistent Gerhard Raab musikalisch in fünf Werken an den vor zwanzig Jahren verstorbenen Komponisten und Organisten Augustinus Franz Kropfreiter (1936–2003). Mit der Gemeinde im Linzer Mariendom feierte Bischofsvikar Johann Hintermaier.
Ad vocem AFK!
AFK. Augustinus Franz Kropfreiter. Sein Name ist wie jener Anton Bruckners untrennbar mit dem Stift St. Florian verbunden. Denn St. Florian war nicht nur Wohnort Kropfreiters, sondern vor allem zeitlebens geistige und musikalische Heimat, so resümierte er dankbar: „Ohne das Stift wäre ich niemals das geworden, was ich bin.“ Kropfreiter gilt heute als einer der bedeutendsten österreichischen Orgelkomponisten des 20. Jahrhunderts. Im Jahr 1953 war der am 9. September 1936 im nahe St. Florian gelegenen Hargelsberg geborene Kropfreiter in das Augustiner-Chorherrenstift St. Florian eingetreten und hatte wenig später am Brucknerkonservatorium in Linz und 1956 bis 1960 an der Wiener Musikakademie studiert. Zurück in St. Florian ernannte man ihn schließlich zunächst zum zweiten, 1978 zum ersten Stiftsorganisten und übertrug ihm Lehrtätigkeiten bei den Florianer Sängerknaben, 1965 wurde er Regens Chori des Stiftschores. Als anerkannter Organist und leidenschaftlicher Improvisator, als überwiegend für die Orgel tätiger Komponist starb Augustinus Franz Kropfreiter am 26. September 2003 in seiner Stiftswohnung in St. Florian.
Kropfreiter berichtete in dem 1999 erschienen Aufsatz Ich über mich. Ein Monolog (aus: Musikalische Dokumentation. Augustinus Franz Kropfreiter) zu seiner Kindheit mit den Eltern Johann und Josefa, acht Geschwistern und den Mitarbeitern in der väterlichen Tischlerwerkstatt: „So verlief meine Kindheit völlig normal. Auffallend war allerdings, daß ich wenig in des Vaters Werkstatt, dafür an Mutters Herd zu finden war und sehr häufig im Garten. Das Verhältnis zur Mama war sehr eng (bis zum heutigen Tag), das zum Vater anderer Art: ich schätzte ihn sehr und hatte wiederholt Angst, daß ihm etwas zustoßen könnte. Meine Schwester Pepi […] und mein Bruder Hansl hatten damals bereits Klavierunterricht, also galt es auch für mich: ran an den Feind! Üben war meine Sache nicht. Das hatte auf später Zeit! Wiederholt schwänzte ich meine Klavierstunden und verbrachte diese Zeit vor dem Schaufenster eines Blumenladens. […] Die erste Liebeserklärung an Pflanzen und Blumen - so blieb es bis heute!“
Und Blumen – insbesondere seine Lieblingsblumen Orchideen – zierten später auch AFKs Arbeitszimmer im Stift St. Florian, in dem eine Vielzahl seiner Kompositionen entstanden … so pflegte der sehr klar strukturierte Komponiertage präferierende Komponist Kropfreiter sogar zu sagen: „Ohne Blumen kann ich nicht komponieren.“
In memoriam AFK!
In der ORGEL.LITURGIE In memoriam AFK! musizierte Gerhard Raab an der Rudigierorgel in Erinnerung an den vor zwanzig Jahren verstorbenen oberösterreichischen Komponisten vier Stücke aus Kropfreiters 2001 in der Edition Musica Rinata erschienenen Sammlung Neun neue Stücke für Orgel, die zwischen 19. Dezember 2000 und 2. Januar 2001 entstanden: Zum Einzug erklang das Präludium (Con moto, Nr. 1, 20. Dezember 2000), zur Gabenbereitung ertönte das Arioso (Sostenuto, Nr. 2, 20. Dezember 2000), zur Kommunion waren das Interludium (Tranquillo, Nr. 4, 19. Dezember 2000) und die Invocation B-A-C-H (Con moto, Nr. 8, 2. Januar 2001) zu hören. Uraufgeführt wurden die Stücke, deren Autographe sich im Stiftsarchiv St. Florian befinden, am 25. Februar 2001 in der Stadtpfarrkirche St. Jakob in Burghausen von Heinrich Wimmer (*1964), seit 1985 Organist dieser Kirche, unter deren ursprünglichem Titel Ludus facilis.
Zum Auszug der ORGEL.LITURGIE interpretierte Raab an der Rudigierorgel schließlich Kropfreiters mit 20. Dezember 1992 datiertes Postludium super „Ite Missa est XV“. Das aus den beiden Sätzen Largo und Allegro ma non tanto bestehende Werk wurde von Augustinus Franz Kropfreiter selbst am 24. April 1993 im Dom St. Nikolaus in Feldkirch uraufgeführt und ist Otto Rubatscher (1929–2020), von 1962 bis 1999 Domorganist von Brixen, gewidmet. Der Widmungsträger führte das Werk erstmals am 3. Oktober 1993 im Dom zu Brixen auf.
S. D. G. – Soli Deo Gloria. Wie sein musikalisches Vorbild Johann Sebastian Bach – und mit O.A.M.D.G. – omnia ad maiorem dei gloriam in abgewandelter Form auch sein anderes musikalisches Vorbild Anton Bruckner, zu dem er aber eine durchaus ambivalente Beziehung hatte – notierte Kropfreiter unter einer Vielzahl seiner Kompositionen die Abkürzung S.D.G. als Bekenntnis seines Glaubens und seiner Dankbarkeit für die schöpferischen Stunden, die er als Geschenk Gottes betrachtete. Über seine Haltung zum Wirken und Schaffen in Gottes Hand verrät ein Vortragsentwurf Kropfreiters mehr: „Die Voraussetzung, ein sakrales Werk zu schaffen, erfordert einen profunden Glauben, ein Bekenntnis zu Gott, das alles Irdische übersteigt, das Menschliche emporzuheben versucht.“
Stefanie Petelin
Gemma Evans/unsplash.com/Unsplash License (Hintergrund, modifiziert) | Stiftsarchiv St. Florian (Augustinus Franz Kropfreiter) | Dommusikverein Linz/Stefanie Petelin (Gestaltung); Dommusikverein Linz/Stefanie Petelin (Fotos der ORGEL.LITURGIE)