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Mo. 30.09.19

Jubiläum von Bruckners e-Moll-Messe

ORGEL.KONZERT im Mariendom
150 Jahr-Jubiläum der Uraufführung von Anton Bruckners Messe Nr. 2 in e-Moll, WAB 27 Im Mariendom Linz

Domorganist Wolfgang Kreuzhuber begeisterte im Rahmen des Jubiläumskonzerts anlässlich des 150. Jahrestags der Uraufführung der e-Moll-Messe von Anton Bruckner mit einer Improvisation über das Jubiläumswerk.

Im Rahmen des internationalen Brucknerfestes 2019, veranstaltet vom Brucknerhaus, wurde am 29. September 2019 im Mariendom Linz ein Werk aufgeführt, das in ganz besonderer Beziehung zu diesem Kirchenraum steht – Anton Bruckners „Messe Nr. 2 in e-Moll“, WAB 27, kurz „e-Moll-Messe“ genannt. Denn Anton Bruckner komponierte das Bischof Franz Joseph Rudigier gewidmete Werk anlässlich der Einweihung der Votivkapelle des Mariendoms. Mit Franz Schuberts „Gesängen zur Feier des heiligen Opfers der Messe“, D 872, auch als „Deutsche Messe“ bezeichnet, und Wolfgang Kreuzhubers Orgelimprovisation über ein Thema aus Anton Bruckners e-Moll-Messe an der Rudigierorgel wurde das Programm wunderbar abgerundet.

 

Einstimmende Klänge von Franz Schubert

 

Mit der Aufführung von Franz Schuberts „Deutscher Messe“, den „Gesängen zur Feier des heiligen Opfers der Messe“, D 872, wie das im Sommer oder Frühherbst 1827 komponierte geistliche Werk im Original heißt, wurde der Konzertabend eröffnet. Einzelne Lieder der Messe – wie zum Beispiel „Wohin soll ich mich wenden“ (GL 145), „Ehre, Ehre sei Gott in der Höhe“ (GL 413) oder „Heilig, heilig, heilig! Heilig ist der Herr!“ (GL 388) – fanden Einzug in den Stammteil des Gotteslobs, im Eigenteil der (Erz-)Diözesen Österreichs ist sogar die gesamte Messe (GL 711) publiziert. Auftraggeber der berühmten Schubert-Messe war Johann Philipp Neumann, einem Professor der Technischen Hochschule in Wien, der auch für die Texte verantwortlich zeichnet. Im Unterschied zu den meisten Messvertonungen dieser Zeit verwendet Schuberts Werk die deutsche Sprache – daher auch ihr Name „Deutsche Messe“. Zunächst aufgrund ihrer freien und assoziativen Übersetzung und Interpretation des liturgischen Textes seitens der Kirche abgelehnt, erlangte Schuberts homophon angelegte Messe durch ihre schlicht-eingängige Melodik und ihre gleichmäßige Rhythmik große Popularität.

 

Domorganist Wolfgang Kreuzhuber an der Rudigierorgel

 

Improvisierte Klänge von Wolfgang Kreuzhuber

 

Domorganist Wolfgang Kreuzhuber. Für ihn ist Anton Bruckner „einer der größten Komponisten überhaupt“, natürlich auch „musikalisches Vorbild und DER romantische Komponist geistlicher Werke“. Das Geheimnis seiner Musik ist für Kreuzhuber „seine tiefe Emotionalität, seine harmonische Vielfalt und seine Kontrapunktik“. 

 

Nicht nur seine Affinität zur Orgel und zur Improvisation verbindet Wolfgang Kreuzhuber mit Anton Bruckner. Und darum überrascht es nicht, dass Domorganist Kreuzhuber seinem musikalischen Vorbild mit einer Improvisation Reverenz erwies. 

 

Wolfgang Kreuzhuber (*1957): Improvisation über ein Thema aus Anton Bruckners Messe in e-Moll | Rudigierorgel: Domorganist Wolfgang Kreuzhuber

 

Basis von Wolfgang Kreuzhubers Improvisation war der Beginn des Kyrie der e-Moll-Messe, sowohl in rhythmischer, melodischer, vor allem aber in harmonischer Hinsicht. Denn Kreuzhuber entwickelte die von Bruckner ausgeführten dissonanten und konsonanten Akkorde weiter und verdichtete sie. Und so tauchte an zentralen Stellen der Improvisation immer wieder wie aus einem herbstlichen Nebel das ursprüngliche Thema auf. Den Beginn seiner Improvisation aufgreifend schloss Kreuzhuber mit dem anfänglichen Thema, das schließlich in den Grundton e zurückkehrte und sich so auflöste. Die Anlage seiner Improvisation in Bogenform verrät Kreuzhubers Intention: Die Frauenstimmen des Chores sollten unmittelbar mit seinem Schlusston in das Kyrie eintauchen.

 

Kleiner Wermutstropfen: Das Bläserensemble der Dommusik Linz stimmte seine Instrumente nach und unterbrach so den Klangteppich, den Kreuzhuber in seiner rund achtminütigen Improvisation gewebt hatte. Zurück bleibt trotz dieser ungeplanten Unterbrechung eine fantastische Improvisation, die für den Anlass nicht stimmungsvoller hätte sein können: Ein Thema aus der e-Moll-Messe als Ausgangspunkt, die nicht nur in enger Verbindung zum Mariendom, sondern auch zu Widmungsträger Bischof Rudigier steht und ihren 150. Geburtstag feiert. Und all das an der Rudigierorgel, die auch dem Andenken Bischof Rudigiers geweiht ist und ein „Geschenk für den Mariendom“ darstellt, wie es Bischof Manfred Scheuer in seinen Glückwünschen zum 50. Geburtstag der Orgel ausdrückte.

 

Domorganist Wolfgang Kreuzhuber an der Rudigierorgel

 

Festliche Klänge von Anton Bruckner

 

Nach Wolfgang Kreuzhubers Improvisation wurde Anton Bruckners e-Moll-Messe (erste Fassung) durch den Domchor Linz (Leitung: Domkapellmeister Josef Habringer), den Hard-Chor Linz (Leitung: Alexander Koller) und ein Bläserensemble der Dommusik Linz aufgeführt. 

 

Bischof Franz Joseph Rudigier und Organist Anton Bruckner verband eine enge Freundschaft – so wundert es nicht, dass auch die Ursprünge der e-Moll-Messe in dieser besonderen Beziehung zu finden sind. Denn nach seiner Kantate „Preiset den Herrn“, WAB 16, die Bruckner im Auftrag von Bischof Rudigier für die Grundsteinlegungsfeier des Mariendoms komponierte und mit der er sich als Komponist festlich-repräsentativer Kirchenmusik empfahl, lag es nahe, auch zur Einweihung der Votivkapelle einen Kompositionsauftrag zu vergeben. 

 

Und so beauftragte Bischof Rudigier im Sommer 1866, noch während der ersten Bauphase des Mariendoms, Anton Bruckner mit der Komposition einer Messe. Bereits im Spätsommer 1866 machte sich Bruckner ans Werk. Bruckners Messe besticht durch Eigenständigkeit und Avanciertheit – nicht nur durch ihr asketisches Klangbild und ihre dissonanzreiche Harmonik. Mit ihr schuf Bruckner ein überzeugendes musikalisches Stilpendant für den neogotisch angelegten Mariendom. Die Konzeption der Messe ist damit wohl unmittelbar in der Linzer Situation zu suchen. Für diese Tatsache spricht auch, dass der Linzer Diözesankunstverein, der den Dombau mit kunstgeschichtlichen Artikeln begleitete und 2019 sein 160-jähriges Bestandsjubiläum feierte, Bruckner in der Generalversammlung am 21. Oktober 1869 zum Ehrenmitglied ernannte.[1]

 

Die Katholischen Blätter berichteten im Übrigen schon am 26. September 1866 über Bruckners Arbeit: „Linz, 25. September. (Zum Maria=Empfängniß=Dombau.) [...] möge das Jahr 1867 [...] den heißersehnten Tag bringen, an welchem die Räume der Votivkapelle nach empfangener Weihe zum erstenmale von dem Rufe widerhallen werden: Herr, erbarme dich unser! Christe, erbarme dich unser! – Der unübertreffliche und geniale Domorganist in Linz, Herr Anton Brukner, dessen Meisterschaft sich in der Composition bereits mehrmals rühmlichst bewährt hat, wird zur gottesdienstlichen Feier dieses Tages eine eigene Messe componiren.“[2]

 

Die erste Fassung dieser Messe – wie sie im Rahmen des Konzerts musiziert wurde (die zweite Fassung stammt aus dem Jahr 1882) – vollendete Bruckner schon im November 1866. Aufgrund von Verzögerungen bei den Bauarbeiten konnte die Messe jedoch erst 1869 zur Uraufführung gelangen. Die Feier vor dem noch unfertigen Bauwerk sorgte dafür, dass die Messe im Freien stattfand – dies erklärt die Besetzung mit achtstimmigem Chor ohne Solisten und reiner Bläserbegleitung („Harmoniemusik“), die damit ein völlig anderes Klangbild aufweist als Bruckners erste (WAB 26) oder dritte (WAB 28) Messe.[3] Aufgrund der räumlichen Gegebenheiten erklärte Johann Evangelist Habert in seiner Besprechung: „Ich möchte diese Messe mit 400 Sängern und in einer grossen Domkirche, nicht im Freien, hören; gewiss würden manche Parthien noch mehr gewinnen.“[4]

 

Im August und September 1869 leitete Bruckner die Proben zur e-Moll-Messe – von 28 bis 29 Proben ist die Rede – im Hotel „Stadt Frankfurt“. Als Mitwirkende fungierten Mitglieder der Liedertafel „Frohsinn“, Schüler des Musikvereins und die Liedertafel „Sängerbund“. Bruckner berichtete am 13. September 1869 in einem Brief an seinen Förderer Johann von Herbeck, dass er im Linzer Priesterseminar wohne und sich mit den Proben zur e-Moll-Messe plage.[5]

 

Noch vor der Aufführung rühmt der Welser Anzeiger am 22. September 1869 Bruckners „eigens componirte Festmesse […] als ein Meisterwerk“.[6] Nach der Feier der Einweihung der Votivkapelle schrieb das Blatt begeistert: „Einen erhebenden Eindruck auf die Anwesenden machte die Executirung der vom Professor Bruckner persönlich dirigirten, und mit Meisterschaft zur Ausführung gelangten Festmesse, deren feierliche Klänge bald in leisen anschwellenden Tönen, bald in mächtig rauschenden Accorden wie aus höheren Sphären Ohr und Herz des Zuhörers mit magischer Gewalt fesselten.“[7] 

 

Auch im Linzer Volksblatt lobte man das „contrapunctische Meisterwerk“ und die „durchwegs originelle Composition“: „Überall begegnet man der würdigsten Auffassung der erhabenen Textworte, überall dem edelsten musikalischen Ausdruck. Auf tausendfach verschlungenen Wegen brausen die gewaltigen Tonwellen daher und bilden in der wundervollsten Harmonie einen mächtigen Strom, der das Herz mit Gewalt packt und fortreißt zu demutsvollster Andacht, zu frommer Begeisterung, zu freudigem Jubel wie zu der tiefsten Rührung.“[8]

 

In einem Brief vom 19. Oktober 1869 an Bischof Rudigier dankte Bruckner seinem Wegbegleiter für bisher erwiesene Wohltaten, die Widmungsannahme und die Honorierung der e-Moll-Messe.[9] Noch viele Jahre später erinnerte sich Bruckner in Wien in einem Schreiben vom 18. Mai 1885 an den Linzer Domvikar Johann Baptist Burgstaller „an den herrlichsten meiner Lebenstage. […], Bischof und Statthalter toastirten auf mich bei der Bischöfl. Tafel.“[10] Diese Erinnerung rührt wohl aus der Tatsache, dass am 26. September 1885 und am 4. Oktober 1885 die e-Moll-Messe im Alten Dom zum hundertjährigen Diözesanjubiläum erneut erklang, diesmal allerdings unter der Leitung von Adalbert Schreyer.

 

Domorganist Wolfgang Kreuzhuber an der Rudigierorgel

 

Bruckners e-Moll-Messe übt bis heute eine unglaubliche Faszination auf Musizierende wie Zuhörende aus – so erzählt auch Domorganist Wolfgang Kreuzhuber: „Für mich ist diese Messe eine der bedeutendsten Messkompositionen überhaupt, in der mit Mitteln der Vokalpolyphonie eines Palestrina durch Weiterführung mit Bruckners Harmonien und Tonartenwechseln eine fantastische Synthese von Alt und Neu gelungen ist. Die Objektivität der alten Vokalpolyphonie verbindet sich so mit höchst emotionalen Verdichtungen der damaligen Moderne für eine äußerst expressive Deutung des Ordinariumstextes.“ Insofern kann man einer Kritik in der Linzer Zeitung vom 6. Oktober 1869 wohl zustimmen, wenn es darin heißt: „Möge es uns gegönnt sein, hier auch weitere Werke Bruckners zu hören, dem wir zu seinen schönen Erfolgen in der Kunst auf das Wärmste gratuliren.“[11]

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Anmerkungen:
[1] Vgl. http://www.abil.at/Datenbank_Scheder/Bruckner_Chronologie.php?we_objectID=12918 [Stand: 09/2019]
[2] Katholische Blätter, 26. September 1866. Zit. nach: http://www.abil.at/Datenbank_Scheder/Bruckner_Chonologie.php?we_objectID=12476 [Stand: 09/2019]
[3] Vgl. Wald-Fuhrmann, Melanie: Geistliche Vokalmusik. In: Hinrichsen, Hans-Joachim (2010) (Hrsg.): Bruckner Handbuch. Springer Verlag Deutschland. S. 224–289.
[4] Zeitschrift für katholische Kirchenmusik, Nr. 11/12, November/Dezember 1869. Zit. nach: http://www.abil.at/Datenbank_Scheder/Bruckner_Chronologie.php?we_objectID=12929 [Stand: 09/2019]
[5] Vgl. http://www.abil.at/Datenbank_Scheder/Bruckner_Chronologie.php?we_objectID=12896 [Stand: 09/2019]
[6] Welser Anzeiger, Nr. 38, 22. September 1869. Zit. nach: http://www.abil.at/Datenbank_Scheder/Bruckner_Chonologie.php?we_objectID=12898 [Stand: 09/2019]
[7] Welser Anzeiger, Nr. 40, 2. Oktober 1869. Zit. nach: http://www.abil.at/Datenbank_Scheder/Bruckner_Chonologie.php?we_objectID=12906 [Stand: 09/2019]
[8] Linzer Volksblatt, Nr. 209, 13. September 1869. Zit. nach: http://www.abil.at/Datenbank_Scheder/Bruckner_Chronologie.php?we_objectID=12896 [Stand: 09/2019]
[9] Vgl. http://www.abil.at/Datenbank_Scheder/Bruckner_Chronologie.php?we_objectID=12916 [Stand: 09/2019]
[10] Bruckner, Anton: Briefe 1. 1852–1886. Vorgelegt von Andrea Harrandt unter Berücksichtigung der Vorarbeiten von Otto Schneider (= Anton Bruckner. Sämtliche Werke XXIV/1). Wien 1998 (2. Revidierte Ausgabe: Wien 2009). S. 264.
[11] Linzer Zeitung, 6. Oktober 1869. Zit. nach: http://www.abil.at/Datenbank_Scheder/Bruckner_Chronologie.php?we_objectID=12909 [Stand: 09/2019]


Stefanie Petelin

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