Romantische Orgelmusik für zwei Orgeln
Am 16. Juni 2019, dem Dreifaltigkeitssonntag, stand im Rahmen der letzten ORGEL.LITURGIE vor dem ORGEL.SOMMER im Mariendom Linz romantische Orgelmusik aus Frankreich – eingerichtet für zwei Orgeln – auf dem Programm. Zu hören waren Werke von César Franck (1822–1890) und Théodore Dubois (1837–1924) – beide Komponisten wirkten an der Kirche Sainte-Clotilde in Paris.
Romantische Orgelmusik für zwei Orgeln
Zum Einzug musizierten Dommusikassistent Gerhard Raab an der Rudigierorgel und Domorganist Wolfgang Kreuzhuber an der Chororgel einen Henri Dallier gewidmeten „Grand Chœur“ aus der Feder des Komponisten Théodore Dubois, der diesen 1886 erstmals in der Sammlung „Douze Pièces pour orgue“ veröffentlichte.
Théodore Dubois (1837–1924): Douze Pièces pour orgue: 12. Grand Chœur | Rudigierorgel: Dommusikassistent Gerhard Raab | Chororgel: Domorganist Wolfgang Kreuzhuber
Zur Gabenbereitung erklang der aus derselben Sammlung stammende „Verset-Choral“, als dessen Widmungsträger der Komponist Charles-Alexis Chauvet gilt. Während der Kommunion spielten die beiden Organisten ein „Andantino“ in g-moll aus der Feder von César Franck aus dem Jahr 1858. Das zu Francks weniger bekannten Orgelkompositionen zählende Stück besticht dabei durch die sehr eingängige Melodie und die typisch spätromantische Ausdrucksästhetik. Zum Auszug ertönte schließlich ein „Marche-Sortie“ aus der 1898 veröffentlichten Sammlung „Sept Pièces pour grand orgue“ von Théodore Dubois.
Predigtgedanken zum Festgeheimnis des Dreifaltigkeitssonntags
Mit der Gemeinde feierten Domkurat Josef Keplinger und Diakon Peter Schwarzenbacher. Die Predigt hielt Dompfarrer Maximilian Strasser.
Strasser näherte sich dem Festgeheimnis des Dreifaltigkeitssonntags über die Kommunikation: Ausgehend von dem Gedanken, dass es verschiedene Formen gibt, sich mitzuteilen – von der direkten Rede über Telefon, SMS, E-Mail oder Brief bis hin zur nonverbalen Geste – erläuterte er: „Immer senden wir eine Botschaft aus, von der wir hoffen, dass sie beim anderen ankommt, dass er sie versteht. Ich glaube, dass in den meisten Mitteilungen, die wir machen, noch etwas mehr mitschwingt, als das, was wir sagen. […] Da wird etwas zwischen den Wörtern gehört oder zwischen den Zeilen gelesen. Und je nachdem, was da mitgehört und mitgelesen wird, kommt die Nachricht manchmal so oder anders an.“
Diese Sichtweise nahm Dompfarrer Strasser zum Anlass, sich Gedanken über die Kommunikation des dreifaltigen Gottes zu machen: „Gott teilt sich uns auf verschiedene Weise mit – als der, der alles erschaffen hat, als der, der uns in Jesus im menschlichen Leben begegnet, als der, der uns durch seinen Geist führt.“ Dabei betonte er: „Ganz gleich, ob wir im Buch der Natur lesen oder im Buch der Heiligen Schrift […] – das, was mitgesagt wird, ist immer das Entscheidende. Und so könnte ich sagen: Wenn Gott uns anspricht, dann sagt er immer: ‚Ich zeige Dir meine Liebe‘. Ganz gleich wie und was er sagt, ganz gleich, was wir als Wort Gottes aufnehmen, präsentiert bekommen, verstehen – die Botschaft zwischen den Zeilen heißt immer: ‚Ich liebe Dich. Ich bin Dir als Mensch in Deiner Einmaligkeit gut.‘“
Diese Gedanken hatten Strassers Annäherung an das Festgeheimnis des Dreifaltigkeitssonntags vorbereitet, bevor er diese wie folgt konkretisierte: „Gott offenbart seine Liebe dreifaltig, vielleicht könnten wir sagen in drei Grundformen. Weil er sich vielfältig offenbart. Weil die Liebe Gottes zu uns Menschen nicht einfältig ist – im mehrfachen Sinne des Wortes. Weil Gott sich uns zusagt.“ Strasser wies in diesem Kontext darauf hin, dass es sich beim Gedanken an den dreifaltigen Gott immer um den Versuch handle, das Geheimnis der Vielfalt der Liebe Gottes zu erschließen – als Beispiel führte er an: „Wenn wir das Kreuzzeichen machen, am Beginn eines Gebets oder mit dem Weihwasser beim Betreten einer Kirche, dann erinnern wir uns dieses einen Gottes in seiner vielfältigen Liebe zu uns Menschen. Der Dreifaltigkeitssonntag macht uns bewusst, dass wir diesem einen Gott der Vielfalt der Liebe begegnen und dass immer, bei all dem, was wir von ihm hören, das zwischen den Zeilen und hinter den Worten mitklingt.“
Als Botschaft in den Alltag dürfe man – so Strasser – vielleicht mitnehmen, zu versuchen, auch bei der Kommunikation mit anderen diese Urbotschaft in den eigenen Worten mitklingen zu lassen, um die Mitmenschen ein grundlegendes Wohlwollen und wertschätzendes Bejahen spüren zu lassen. Ein ähnliches Ziel verfolgt auch die noch bis 26. Juni 2019 im Mariendom Linz laufende Ausstellung „KUNST.KOFFER: Ich bin ein Reisender“ der Lebenshilfe Oberösterreich, die wie die Rudigierorgel in diesem Jahr ihr 50-Jahr-Jubiläum begeht.
Stefanie Petelin
Dommusikverein Linz/Stefanie Petelin