Pro Mariendom – OÖ Dombauverein

Mit Anfang 2025 wurde ein bedeutender Schritt in der Geschichte des Linzer Mariendoms gesetzt: Der historische Dombauverein, gegründet 1855, und die 2018 ins Leben gerufene Initiative Pro Mariendom werden im Verein Pro Mariendom – OÖ Dombauverein gemeinsam weitergeführt.
Beide Institutionen verfolgten von Beginn an ein gemeinsames Ziel: den Mariendom im Bewusstsein der Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher zu verankern und den Bau sowie die weitere Erhaltung zu unterstützen. Während der Dombauverein als klassischer Mitgliederverein agierte, war Pro Mariendom als beratende Initiative ohne vereinsrechtliche Struktur konzipiert. Um die Kräfte zu bündeln und Synergien zu nutzen, wurde nach intensiver Beratung beschlossen, die Initiative in den bestehenden Verein zu integrieren und gemeinsam weiterzuführen. Bereits im Dezember 2024, dem Jubiläumsjahr „100 Jahre Domweihe“, wurde die Zusammenlegung im Rahmen einer Generalversammlung beschlossen und rechtskräftig gemacht. Der neue Verein arbeitet unter der Leitung von Bischof Dr. Manfred Scheuer eng mit dem Domkapitel, der Bischof-Rudigier-Stiftung und der Dompfarre zusammen.
Ziel ist es, nicht nur die dringend notwendigen Restaurierungen am Dom zu finanzieren, sondern auch die pastorale, kulturelle und wissenschaftliche Arbeit rund um das Bauwerk zu fördern und das Bewusstsein in der oberösterreichischen Bevölkerung für „ihren Dom“ zu stärken. Mit Benefizveranstaltungen und öffentlichkeitswirksamen Aktionen sollen nicht nur Spendengelder lukriert werden, sondern die größte Kirche Österreichs auch immer wieder in den Mittelpunkt des kulturellen Geschehens in Oberösterreich rücken. Der Verein kann durch Mitgliedschaft (24 Euro jährlich) und Spenden unterstützt werden – als Dankeschön gibt es für die Mitglieder Einladungen zu Domführungen, vergünstigte Konzertkarten und mehr.
Der neue Vereinszweck wurde in einem überarbeiteten Statut formuliert und umfasst unter anderem:
- die Durchführung und Förderung von baulichen Investitionen und Erhaltungsmaßnahmen,
- die Förderung wissenschaftlicher, kultureller und pastoraler Projekte im Umfeld des Mariendoms,
- die Feier von Gottesdiensten und sonstigen religiösen und seelsorglichen Veranstaltungen
- und die Stärkung der Identifikation der Menschen mit dem Mariendom als geistliches und kulturelles Zentrum des Landes.
(Auszug aus dem Statut, § 2 Vereinszweck)
Der Verein wird von einem Vorstand mit derzeit 20 Mitgliedern geleitet – darunter viele Persönlichkeiten aus Kirche, Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft. Ein Vereinspräsidium übernimmt die laufende operative Tätigkeit. Der Präsident des Vereins ist – wie schon in der Vergangenheit – der jeweilige Diözesanbischof von Linz, geschäftsführender Präsident ist Landeshauptmann a.D. Dr. Josef Pühringer. „Den Dom in die Herzen der Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher zu bringen – das ist dem Dombauverein damals gelungen und das war auch das Bestreben der Initiative Pro Mariendom in den vergangenen Jahren. Dass die beiden Institutionen nun zusammengeführt werden und beide gemeinsam den Mariendom in eine gute Zukunft bringen und auch für kommende Generationen lebendig halten, dafür bin ich dankbar“, freut sich Bischof Dr. Manfred Scheuer über die Entwicklung. „Der Linzer Mariendom ist ein monumentales Erbe – architektonisch, spirituell und kulturell. Der neue Verein Pro Mariendom – OÖ Dombauverein übernimmt diese Verantwortung mit großer Ernsthaftigkeit und viel Engagement. Ziel ist es, dieses bedeutende Bauwerk nicht nur zu erhalten, sondern es noch stärker im Bewusstsein der Menschen zu verankern – als Ort des Glaubens, der Geschichte, der Begegnung und der Zukunft“, so der geschäftsführende Präsident Josef Pühringer.
Seit 170 Jahren im Einsatz für den Mariendom
Der historische Dombauverein wurde am 1. Mai 1855, also sieben Jahre vor Baubeginn des Mariendoms, auf Initiative von Bischof Franz Joseph Rudigier gegründet. Sein Zweck diente ausschließlich dem Bau und der Ausstattung einer monumentalen Domkirche, die der Bedeutung der Diözese Linz gerecht werden sollte.
Bischof Rudigier setzte dabei auf die Unterstützung durch die breite Bevölkerung und so zählte der Verein bereits im ersten Jahr rund 97.000 Mitglieder. Statt sich allein auf große Förderer zu verlassen, war es ihm ein zentrales Anliegen, dass alle mithelfen konnten – unabhängig von Stand oder Vermögen. Um möglichst vielen Menschen die Mitgliedschaft im damaligen Dombauverein zu ermöglichen, wurde ein bewusst niedriger Beitrag festgelegt. Der sogenannte „Marienpfennig“ – regelmäßige, auch kleinste Spenden – bildete das finanzielle Rückgrat. Voraussetzung war dabei stets die Freiwilligkeit: Wer in Not geriet, konnte seinen Beitrag zurückfordern.
Neben Geldspenden wurden auch Naturalien, Sachspenden und sogar Sparbücher überreicht und so fanden Baumaterialien, Lebensmittel, Silber und vieles mehr ihren Weg zum Dombauverein. Eine Anekdote erzählt von einer Frau, deren Name immer wieder unter den Spenderinnen auftauchte. Auf die Frage, was sie denn regelmäßig gebe, erklärte sie schlicht: „Ich bringe den Ochsen, die die schweren Wagen ziehen, täglich ein Büschel Heu.“
Monatszeitschrift Ave Maria & Dombaulotterie als erste erfolgreiche Marketingmaßnahmen
Im Jahr 1894 wurde auf Initiative von Bischof Franz Maria Doppelbauer die Mitgliederzeitschrift Ave Maria ins Leben gerufen. Das illustrierte Monatsheft entwickelte sich schnell zum zentralen Kommunikationsmittel des Dombauvereins. Ziel war es, religiöse Inhalte, Neuigkeiten vom Dombau und kulturelle Beiträge in die Breite zu tragen – zur Erbauung, Belehrung und Unterhaltung. Mit eindrucksvollen Bildern, sorgfältig recherchierten Berichten, einfach und populär geschrieben und einem günstigen Abonnementspreis erreichte Ave Maria eine stetig wachsende Leserschaft: von 6.000 auf über 15.000 innerhalb weniger Jahre.
Nach der Domweihe 1924 blieb der Verein aktiv. Da aufgrund steigender Preise für Baumaterialien und Arbeitslöhne sowie gesunkener Mitgliederzahlen 1925 die Bautätigkeit eingestellt werden musste, wurde 1926 zur weiteren Mittelbeschaffung eine Dombaulotterie ins Leben gerufen – eine bis heute bestehende Tradition. Nach den Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg wurde der Verein 1947 reaktiviert, um die Reparaturen zu ermöglichen. Bis 1985 war der Dombauverein Eigentümer des Mariendoms, dann übernahm die neu gegründete Bischof-Rudigier-Stiftung diese Rolle.
2018 wurde aufgrund dringend anstehender Sanierungs- und Restaurierungsprojekte (zB Turmhelmsanierung) die Initiative Pro Mariendom ins Leben gerufen. Mit gezielter Öffentlichkeitsarbeit, Veranstaltungen, Spendenkampagnen und Sponsorpartnerschaften setzte diese in den vergangenen Jahren neue Impulse und wird nun gemeinsam mit dem Dombauverein weitergeführt.
Digitale Vermittlung als Brücke zwischen damals und heute
Was den historischen Dombauverein einst so erfolgreich machte, war seine Fähigkeit, Menschen über alle gesellschaftlichen Grenzen hinweg zu mobilisieren und zur Mitwirkung zu bewegen. Heute setzt der neue Verein Pro Mariendom – OÖ Dombauverein genau hier an: Er verbindet die Wurzeln des traditionsreichen Dombauvereins mit der Kommunikationskraft der Initiative Pro Mariendom. Die Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher können nun Mitglied in einem Verein werden, der nicht nur seit 1855 besteht, sondern maßgeblich für die Errichtung des Bauwerks verantwortlich war und der seine Geschichte mit zeitgemäßen Mitteln weiterschreibt.
Ein anschauliches Beispiel für diese Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart ist das Gemäldefenster „Grundsteinlegung“. Es zeigt eine symbolische Darstellung der Grundsteinlegung mit allen, die damals am Bau mitwirkten: Adel, Klerus, Handwerker – aber auch einfache Männer, Frauen und Kinder aus der Bevölkerung. Bei einer neuen digitalen Vermittlungsstation im Mariendom können sich Besucherinnen und Besucher nun selbst fotografieren lassen und virtuell Teil des historischen Fensters werden. Die Idee: Was damals im wörtlichen Sinn das Werk Vieler war, wird auch heute durch moderne Technik erlebbar und zeigt, wie Jede und Jeder Teil dieser großen Geschichte sein kann.
Möglich wurde diese neue Form der Vermittlung durch umfangreiche Digitalisierungsmaßnahmen, die im Zuge des Förderprogramms „Kulturerbe Digital“ in den vergangenen zwei Jahren in enger fachlicher Zusammenarbeit mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und mit einem interdisziplinären Team umgesetzt wurden. Diese eröffnen völlig neue Perspektiven auf die Schätze des Mariendoms und machen sie breit zugänglich. In einer digitalen Sammlung auf mariendom.cantat.com können unter anderem die Gemäldefenster, der Domschatz, aber auch das umfangreiche Planarchiv mit mehreren tausend historischen Plänen erkundet werden. Gefördert wurde das Digitalisierungs-Projekt durch das Bundesministerium für Wohnen, Kunst, Kultur, Medien und Sport sowie Mittel der Europäischen Union.
Himmlische Klangwelten – Benefizkonzert des Linzer Jeunesse Chors im Mariendom
Der Linzer Jeunesse Chor, eines der führenden heimischen Vokalensembles und „Oberösterreichischer Chor des Jahres 2023“, stellt sich am 14. Juni um 20.00 Uhr in den Dienst der guten Sache. Das Ensemble begibt sich bei einem Benefizkonzert zugunsten des Pro Mariendom – OÖ Dombauvereins auf eine musikalische Klangreise durch Europa. Dabei treten die großen Motetten Anton Bruckners in einen interessanten Dialog mit klangprächtiger Chormusik aus Deutschland, England und dem skandinavischen Raum. Die Besucherinnen und Besucher dürfen sich auf Werke von Anton Bruckner, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Charles Villiers Stanford und anderen freuen. Unter der Leitung von Wolfgang Mayrhofer musizieren der Linzer Jeunesse Chor sowie Theresa Haglmüller an der Oboe. Alle Informationen auf www.promariendom.at.
Quellen:
- „Dombau in stürmischer Zeit“ / Dr. Franz Rohrhofer
- „Ein Verein finanziert den Bau des Mariendoms“ / Dr. Monika Würthinger
aus „Der Mariendom Linz. Glaube, Gesellschaft, Kunst, Kultur“, erschienen 2024 anlässlich des 100-jährigen Weihejubiläums des Mariendoms
Rückfragen:
Martina NOLL, 0676/87768801
Presseunterlagen zum Download:
Fotos:
01: Der Verein Pro Mariendom – OÖ Dombauverein hat sich die Erhaltung des Linzer Mariendoms als Wahrzeichen und Kulturgut auch für kommende Generationen zum Ziel gesetzt / (c) Martin Steinkellner Architekturfotografie
02: Bischof Manfred Scheuer und LH a.D. Josef Pühringer (c) Diözese Linz / Johannes Kienberger
03 und 04: Teil der Geschichte werden – an der Vermittlungsstation können sich die Besucherinnen und Besucher selbst fotografieren und werden damit virtuell ein Teil der Feiergemeinschaft zur Grundsteinlegung /
Diözese Linz / Johannes Kienberger
05: Benefizkonzert des Linzer Jeunesse Chors im Mariendom am 14. Juni 2025 / (c) Christian Herzenberger