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"Ich darf mit Ihnen in den OP fahren"

André Straubinger hat sein Praktikum im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern absolviert und war für den Transport von PatientInnen zu und von Operationen zuständig.

 

Hier sein Erfahrungsbericht...

"Es ist 6.45 Uhr, auf der Station 3C ist es noch ruhig. Ich hole eine Patientin für den OP. Ich weiß nicht wer mich erwartet, welche Geschichte die Patientin hat, welches Kreuz sie mit sich trägt.

Station 3C: Onkologie. Krebs.

Wer da liegt, kämpft einen starken Kampf. Und trotzdem sieht man immer wieder erstaunlich viele freundliche Gesichter. Von Ärzten, Schwestern, Pflegern UND Patienten. Heute ist auch meines dabei. Gut gelaunt, ausgeschlafen und motiviert betrete ich das Zimmer XY. Vor mir zwei Betten, in einem die Patientin die ich zum OP begleiten darf, nennen wir Sie Frau F. und im anderen ihre Zimmernachbarin. Beide sind wach, und nur über dem Bett von Frau F. brennt ein Licht.

"Guten Morgen, Frau F.!" sage ich, "Ich darf mit Ihnen in den OP fahren". "Leider!", ist die knappe Antwort von Frau F. Im schwachen Licht erkenne ich wie ihr eine Träne über die Wange rinnt.

Mein freundliches Gesicht friert ein. Damit habe ich jetzt in der Früh noch nicht gerechnet. Oder wollte ich damit nicht rechnen? Nachdem ich die obligatorischen Fragen nach Geburtsdatum und Vornamen gestellt habe, um sicherzugehen, dass dies die richtige Person ist, beginne ich das Bett fahrbereit zu machen.

Was sagst du jetzt? worüber redest du mit dieser Frau?

Diese und unzählige andere Gedanken schießen mir durch den Kopf.

Die Bettnachbarin steht auf und kommt zu Frau F. "Du, ich wünsch dir alles Gute. Wir sehen uns!" sagt sie. Frau F. bricht in Tränen aus. Eine Schwester kommt ins Zimmer "Frau F. alles Gute!" sagt auch diese "In ein paar Tagen sehen wir uns wieder!"

Zack!

Wie ein Ziegelstein auf dem Kopf trifft mich dieser Satz.

In ein paar Tagen sehen wir uns wieder. Ich stehe da wie angewurzelt, weiß nicht was ich sagen soll, ob ich überhaupt was sagen soll. Ich würde in dieser Situation einfach nur gerne mit Frau F. tauschen. Ihr die Last ihrer Krankheit abnehmen.

Irgendwie meine ich in diesem Moment, dass ich damit klarkommen würde. Immerhin bin ich voller Hoffnung, glaube daran, dass ER es immer gut mit uns meint. Und doch: ich bin hilflos. kann nichts, aber auch gar nichts tun für Frau F. Ich weiß nicht einmal was ich sagen soll. "Herr, gib mir die richtigen Worte" denke ich mir.

Aber es kommt nichts. Stille.

Für wen diese Stille erdrückender war, wage ich nicht zu urteilen. Unerträgliche Stille, obwohl der Krankenhausalltag mittlerweile in Fahrt kommt. Im Lift setzt sich die Stille fort. Man glaubt es nicht wie lange so eine Liftfahrt vom dritten in den ersten Stock sein kann. Die Blicke von Frau F. und mir treffen sich. Ich glaube in ihrem einen stummen Schrei zu erkennen. "Sag was. Bitte!"

Mehr als ein "Es sind alle sehr um das Wohl der Patienten bemüht." kommt nicht. Dieser Satz von mir, mehr gehaucht als gesprochen, da ich selbst den Tränen nahe bin... ich ärgere mich... das war so ziemlich das sinnloseste was mir in den letzten Jahren über die Lippen kam. Es sind alle sehr um das Wohl der Patienten bemüht. Fast möchte ich mich entschuldigen dafür, dass ich das gesagt habe, so unpassend erscheint mir dieser Satz jetzt. Wir schweigen uns weiter an. Endlich geht die Lift-Tür auf. Erster Stock. Die letzten Meter bis zu OP Wartebereich. Ich will noch irgendetwas sagen. Irgendetwas das Hoffnung gibt. Mein Kopf ist voll und trotzdem leer. Ich bin total neben der Spur. Hoffnung geben. Das ist es was ich will! Im Wartebereich angekommen stell ich das Bett ab, die Blicke von Frau F. und mir treffen sich wieder. "Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute!" sage ich, "Ich bete für Sie" denk ich mir. Hätte ich ihr das sagen sollen? Vermutlich. Jetzt ist es zu spät. Ich hoffe sie hat es geschafft, ich weiß es nicht. Ich bete für sie.

 

André Straubinger, Seminarist der Diözese Graz-Seckau

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