Im Dialog: Musik trifft Schauspiel
Worüber können Sie herzhaft lachen?
Ich lache viel und gerne.
Was macht Sie glücklich? Was bedeutet Glück für Sie?
Ich habe zur Zeit ein Engagement am Staatstheater in Darmstadt, das macht mich sehr glücklich.
Wenn die Sonne scheint, bin ich glücklich.
Glück bedeutet für mich Zufriedenheit, Gesundheit, Menschen, die mich so akzeptieren, wie ich bin. Aber natürlich geht es mir genau so wie allen anderen Menschen auch. Das Leben ist nicht nur eitel Sonnenschein. Manchmal habe ich auch Probleme oder bin traurig. Aber ich lasse mich nicht unterkriegen.
Oft wird die Formulierung „unter dem Downsyndrom leiden“ gebraucht – Sie selbst sagen, Sie leiden nicht darunter, Sie haben es … und Stärken statt Defiziten zu betrachten, ist Ihr großes Anliegen – was wünschen Sie sich darum von der Gesellschaft?
Ich wünsche mir Toleranz, Akzeptanz und vor allem ganz viel Inklusion. Wenn wir Inklusion leben, dann gibt es nämlich auch nicht mehr die Barrieren in den Köpfen.
Die Bezeichnung, dass wir „am Downsyndrom leiden“ macht mich immer sehr ärgerlich. Downsyndrom ist keine Krankheit, ist nicht ansteckend und auch nicht heilbar. Ich lebe damit und leide nur dann, wenn meine Mitmenschen mich ablehnen.
Sie sagen selbst: „Ich fühle mich nicht behindert, fühle mich aber manchmal von Mitmenschen behindert“ – wann wird Ihnen das im Alltag ganz deutlich bewusst? Gibt es da konkrete Erlebnisse, die Sie mit uns teilen können?
Als ich noch in der Grundschule war, bekam ich von meiner Klassenlehrerin immer zu hören: „Du kannst das nicht können, du hast ja das Downsyndrom!“ Meine Familie hat mir immer Mut gemacht und ich hatte nie das Gefühl, minderwertig oder anders zu sein.
Was heißt Inklusion für Sie?
Inklusion ist für mich ein ganz wichtiges Thema, das mich schon mein Leben lang begleitet. Meine Familie und ich mussten sehr dafür kämpfen, dass ich nicht ausgesondert wurde. Richtige Inklusion bedeutet für mich ein Lebensrecht für alle und dann gemeinsam leben und voneinander lernen von Anfang an, im Kindergarten, in der Schule, im Arbeitsbereich, Im Freizeitbereich und im Wohnbereich.
Sie sind schon seit vielen Jahren musikalisch aktiv. Was bedeutet Musik für Sie?
Musik hat für mich schon immer eine große Bedeutung gehabt. Ich war ein Frühchen und das Essen war sehr problematisch. Das klappte eigentlich nur, wenn mein Bruder Klavier spielte. Musik gehört zu meinem Leben dazu. Wenn ich traurig bin, tröstet mich Musik und wenn es mir gut geht, macht sie mich glücklich.
Klavier oder Flöte – was macht mehr Spaß? Und warum?
Leider habe ich kaum noch Zeit für die Musik. Flöte spiele ich eigentlich gar nicht mehr. Deshalb macht mir Klavierspielen auch mehr Spaß.
Was ist Ihre Lieblingsmusik? Wer ist ihr Lieblingskomponist?
Ich liebe klassische Musik. Eigentlich mag ich viele Komponisten, Mozart natürlich, Beethoven ...
Das Leben von Carina Kühne lässt sich vermutlich am besten mit dem Wort „abwechslungsreich“ beschreiben, denn das 1985 in Berlin geborene Energiebündel gibt sich mit dem Schauspielen allein nicht zufrieden: Sie musiziert gerne am Klavier, taucht mit Leidenschaft, schreibt Artikel für ihren Blog, hält Vortrage in Schulen und kümmert sich nebenbei auch noch um ihren weißen Schäferhund Berry. Im preisgekrönten Film „Be my Baby“ (2013/2014) spielte die heute in Hessen lebende Kühne die weibliche Hauptrolle, außerdem wirkte sie mit in Dokumentarfilmen wie „Vier Leben“ (2009), Serien wie „In aller Freundschaft“ (2016) und Kurzfilmen wie „Erfolg sind nicht die Anderen“ (2020). Damit all das für Carina Kühne überhaupt möglich wurde, bedurfte es jedoch viel Überzeugungsarbeit bei Ärzt*innen, Lehrer*innen und in Behörden und Ämtern, die Carina Kühne, bei der das Chromosom 21 dreifach vorhanden ist, nicht die gleichen Rechte wie anderen Menschen zugestehen wollten – und so kämpfte Carina Kühne gemeinsam mit ihrer Familie darum. Ausdauernd und neugierig wie die Optimistin ist, hat sie inzwischen schon manches beruflich ausprobiert – im Kindergarten, in der Schule, in der Arztpraxis, im Café und im Altenpflegeheim. Aber das größte Glück ist für sie das Schauspiel – und der engagierte und unermüdliche Einsatz für Inklusion.
darstellend – musizierend – aktivierend
fotografierend – coachend – schreibend